Offener Brief an den Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow

Ich veröffentliche hier einen offenen Brief  an den Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow. Dieser Brief wurde außer Herr Ramelow auch an alle Verantwortlichen und Beteiligten für die Erstaufnahmestelle in Suhl, sowie an Massenmedien gesendet. Teile den Brief, damit es nicht zu spät wird!

Sehr geehrter Herr Ramelow,

Ich schreibe Ihnen, in der Hoffnung gehört zu werden, und Antwort zu bekommen, weil ich bin schon desillusioniert weil lokale Behörden offensichtliche Gesetzesverstöße sehen aber nichts tun. Und da der Oberbürgermeister von Stadt Suhl Herr Knapp meint, dass er nicht tätig werden kann und darf, weil die Verantwortlichkeit für die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl komplett beim Freistaat Thüringen liegt, und vergessen hat, das diese Straßen wohl immer noch zur schönen Stadt Suhl gehören, so melde ich mich bei Ihnen.

Ab August 2020 bis September 2020 habe ich in der Erstaufnahmeeinrichtung (Für Menschen, denen der Begriff Erstaufnahmeeinrichtung nicht geläufig ist, hier werden in jedem Bundesland der BRD diejenigen Menschen untergebracht die Asyl beantragen.) in Suhl gelebt, wobei leben oder wohnen hierfür nicht die richtigen Worte sind. Untergebracht in menschenunfreundlicher Umgebung ist wohl passender. Energie und Stimmung im Lager sind erschreckend – so viele unglückliche Menschen mit schwierigen Schicksalen befinden sich auf diesem Territorium. Mehr als 600 Menschen leiden unter unwürdigen Bedingungen, ohne ausreichend Informationen und Privatsphäre.

Am schlimmsten betroffen von den Bedingungen sind im Lager die, die sich am wenigsten wehren können, und keine Lobby haben: - 150 Kinder. Kinder die besonders schutzbedürftig sind, werden dort kaum beachtet und sind nicht altersgerecht versorgt. Wenn ich Berichte verfolge dann regiert das Veterinäramt schneller bei Problemen mit Hunden als sich die Ämter von Suhl um die Kinder in der EAE kümmern. Die Schwächsten der Gesellschaft, die ihre Heimat und damit Sicherheitsgefühl verloren haben, werden hier psychisch und physisch gebrochen. Die dafür zuständige Behörden scheinen immer wieder zu vergessen, dass Menschenrechte und Grundfreiheiten für jeden Mensch gelten – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe etc.

Die aktuelle Situation von den Kindern in der EAE Suhl lässt sich wie folgt beschreiben: Kinder bekommen meistens kein kindgerechtes Essen. Nur bis zum Alter von 1,5- 2 Jahre ist "Kinderessen" vorgesehen. Die 2-jährigen Kinder essen dann dasselbe, was Erwachsene hier essen müssen. Das Essen ist allerdings viel zu scharf für eine normale Ernährung. Selbst Erwachsene können es oft nicht zu sich nehmen. An der Reaktion der Kinder kann man sehr leicht sehen, dass ihnen das weder schmeckt noch gefällt. Sie essen dann davon einfach nichts. Nährstoffe Kalorien und Mineralien-Vitamine fehlen dann für das Wachstum. Diese Sachlage, mit der man in EAE Suhl konfrontiert ist, ist fernab ab von dem, was man unter Begriff "kindgerecht" versteht. Und die Kinder und ihre Eltern können sich kaum dagegen wehren.

 (Frühstück, Mittag- und Abendessen von Kinder und Erwachsenen in Suhl)

Die Frage für mich ist: Ist es gewollt, dass durch für Erwachsene und ihre Kinder oft kaum unzumutbares und ungenießbares Essen ein Konflikt provoziert wird? Denn die Menschen haben einen Selbsterhaltungstrieb, der sie dazu bringt gegen das eigene Hungergefühl, und das Weinen ihre Kinder etwas zu unternehmen. Also versuchen die Menschen Nahrungsmittel zu kaufen, und ins Lager zu bringen.

Die Lagerinsassen bekommen für Kauf von Bekleidung 50 Euro pro Kopf für 14 Tage. Für Winterjacken, warme Schuhe usw. Die Menschen sind aber gezwungen davon Essen zu kaufen damit ihre Kinder nicht hungern Das Geld reicht aber kaum, und dann müssen manche Bewohner in Geschäften das Essen klauen, um zum Beispiel für einen Kranken Mitbewohner normales Essen zu besorgen. Gelingt es den Lagerinsassen dennoch Lebensmittel zu kaufen, versuchen sie es mit kleinen Kochplatten für ihre Kinder zu kochen. Die Securitys aber sind angehalten die Räume der Insassen zu betreten auch ohne ihre Einwilligung und die Kochplatten zu entfernen. Ich bin kein Spezialist für deutsches Recht, aber hier sollten Rechtskundige, bzw. die Staatsanwaltschaft aus meiner Sicht tätig werden, denn Grundrechte werden verletzt die durch das Grundgesetz und das StGB geschützt werden.

Denn mir selber und natürlich allen anderen wurde verwehrt den Raum wo man lebt zu verschliessen. Mit schlimmen Begründungen das die Security ja bei Brand, Schlägerei usw schnell in die Räume müssten. Ich frage mich ob bei einem Hotel auch kein Gast sein Zimmer verschliessen darf. Gerade für mich als Frau ist es angsterfüllend Nachts wenn man schlafen möchte sein Zimmer nicht verschliessen zu können. Ich habe jedesmal den Kleiderschrank vor die Tür geschoben damit keiner in Sekundenschnelle eindringen kann. Ich hatte einfach Angst um mein Leben und meine sexuelle Selbstbestimmung.

Ich habe in EAE Suhl dafür eine Petition gestartet, die dafür sorgen sollte, dass die Kinder kindgerechtes, nährstoffreiches sowie abwechslungsreiches Essen bekommen. Und es wurde von allen Lagerbewohner, die ich an dem Tag getroffen habe mit Freude unterschrieben, in der Hoffnung das sich für die Kinder etwas ändert. Die Petition können Sie hier finden: http://zeitreisende.blue-direkt.de/index.php/petition. Bisher hat sich nach den mir vorliegenden Informationen nichts geändert

Die Kinder haben in der EAE Suhl (Lager) keine Spielzeuge. In dem extra Quarantäne Gebäude gibt es weder Spielgerät oder schon gar keine Kinderbücher. Die Kinder können nirgendswohin, sich mit nichts beschäftigen. Und die Kinderspielzimmer in Familiengebäude ist ständig zu. Wozu gibt es aber diese Zimmer, wenn sie nie verwendet werden? Nur für Besuche von weltfremden Politikern, um zu zeigen das alles Ok ist. Früher nannte man das Potemkinsche Dörfer.

Die Spielzeuge die von netten Menschen gesammelt wurden extra für die Kinder in der EAE Suhl landeten in einem gesperrtes Zimmer vom ASB. Der Arbeiter Samariter Bund. Diese finden wieder und wieder Ausreden, warum Kinder keine Spielzeuge bekommen das einem die Seele weh tut. Meine deutschen Freunde nennen das anders. Unterschlagung und andere Begriffe werden mir benannt.

Die Mitarbeiter vom ASB das ist das nächste Problem, was dringend eine Klärung bedarf aus meiner Sicht. Wie oft konnte ich hören von einem ASB-Mitarbeiter: "Das ist nicht meine Kompetenz" oder "Egal ob ich etwas tue oder nicht, das verändert gar nichts. Wir entscheiden hier nichts." Warum sind dann diese Menschen überhaupt da? Wofür bekommen sie ihr Geld? Dafür, dass sie Toilettenpapier ein Mal pro Woche ausgeben? Ist der ASB überfordert mit dem stationären regelten Betrieb? Gibt es kein Qualitätsmanagement?

Diese und viele weitere Punkte (http://zeitreisende.blue-direkt.de/index.php/9-asylimsuhl/9-memorandum) müssen dringend geändert werden.

Die meisten Flüchtlinge sprechen ja kein Wort Deutsch. Und wer nicht sprechen kann, wird nicht gehört. Wer nicht gehört wird, kann seine Meinung nicht mitteilen. Und die Menschen die ihre Meinung vertreten sollten wie Sozialarbeiter des ASB machen alles mögliche, damit diese Meinung der Betroffenen, dieses Hilfeschrei nicht gehört werden. Dadurch bauen sich langsam Spannungszustände auf. Bis es eines Tages zu spät wird.

Hier können Sie kleines Videointerview mit einer Frau sehen, die in EAE Suhl 7 Monaten zusammen mit 2 ihre Tochter verbracht hat. Heutzutage droht allen 3 Abschiebung.

Welch enorme Unmenschlichkeit versteckt sich dahinter und wann wird es damit aufgehört Menschenrechte auf solche traurige Weise zu verletzen? Warum Menschen, besonders aber Familien mit Kindern, die verfolgt wurden, die von Krieg und Gewalt, von Armut und Elend geflohen sind, werden hier in Europa der Öffentlichkeit entzogen werden? Sie sind in überfülltem Lager vielen Gefahren ausgesetzt. Und die Verantwortlichen schweigen, anstatt den Schutzlosesten Unterstützung und Aufmerksamkeit zu bieten. Warum statt "sichere Hafen" bekommen diese Menschen Verachtung und Gleichgültigkeit?

 

Ich fordere wie folgend:

1. Für Menschen in der EAE Suhl gemäß geltenden Gesetze der BRD und des Bundeslandes Thüringen und deren Verordnungen das Existenzminimum zu gewährleisten

2.Veränderung der Infrastrukturen hin zu menschenfreundlichen Räumen und kindgerechter Unterbringung. Beendigung von Kindeswohlgefährdung.

 

Ich stehe Ihnen gerne Rede und Antwort auf Fragen zu der Problematik die ich in meiner Zeit im August und September 2020 in der EAE Suhl erlebt habe, oder auch für allgemeine Fragen in der Thematik Asyl und Flüchtlinge.

 

Sie können mir über meine E-Mail Adresse erreichen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Mit freundlichen Grüßen

Albina Akhmedova

Drucken