Abschied von Argjir

Ich möchte mit Dir, mein Leser, meinen Kummer teilen. So sehr ich in dieser voweihnachtlichen Zeit nur gute Stimmung und Energie zu teilen möchte, kann ich manche Sachen einfach nicht verschweigen. Darf ich nicht.

Vor wenigen Tagen hat ein guter Mensch mich angerufen und gesagt - „Ich werde abgeschoben, Polizei war hier, die haben mich gesucht. Ich gehe nach Albanien. Viel Glück Dir, Bina!“

Das war der erste Mensch im Lager, der zu mir gekommen ist und mich beruhigt hat und mit mir sprach. „Warum bist Du so gestresst? Und warum sitzt Du hier allein? Hier kannst Du nur dann leben, wenn Du hier Freunde hast. Sonst verlierst Du Zeitgefühl und bleibst ständig alleine mit deinen Gedanken“

Was konnte ich ihm damals antworten? Dass ich mich mit all diesen bärtigen Männer und Frauen in Kopftücher nicht identifizieren kann und Angst vor ihnen habe?

Auf jeden Fall seit dem Zeitpunkt war er immer da mit seiner helfenden Hand. In Quarantäne Zeit war das überhaupt der einzige der vor Ort, der mich vorm verrückt werden abgehalten hat. Wortwörtlich der hat mich immer zurückgezogen, als ich bereit war den blöden Zaun, welcher uns von der Freiheit trennte, kaputt zu machen. Er hat mich mit seinen Freunden bekannt gemacht. Wir haben viele schöne Abende zusammen verbracht, indem wir albanische Musik hörten und ein paar Leckerein, die seine Freunde uns über den Zaun gegeben haben genossen.

Er hat mir vieles über den Ort erklärt, wo wir uns befanden, hat mir vor Augen geführt, dass es da einige Probleme mit Kinderernährung und Quarantäne gibt.

Wir haben gemeinsam das Lager in Suhl verlassen. Wir wurden mit einem Transport transferiert – nur mit Unterschied, dass er musste in Erfurt aussteigen, ich – in Weimar. Dort hat er gearbeitet, und freute sich eigentlich darüber, dass alles so gut lief, dass er in der wunderschönen Stadt Erfurt bleiben darf. Weil letztes mal wurde er abgeschoben trotz der Tatsache, dass er eine Klage eingereicht hat und einen Rechtsanwalt hatte. Eines Tages kam die Polizei und hat ihn mit seiner Familie zurück nach Albanien abgeschoben.

Empört über diese Ungerechtigkeit, beantragte er erneut Asyl. Dieser Mensch kann gut Deutsch, der arbeitete und konnte sich und seine Familie selbst versorgen. Er hat einen Schweisserpass, hat Schulung in Deutschland gemacht. Immer höfflich und freundlich zu jedermann. Aber deutsche Behörden kennen keine Gnade. So vor kurzem habe ich einen Nachricht erhalten „Ich bin im Bus. Ich fahre jetzt nach Albania. Das war eine gute Zeit“...

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